Geschichte

Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Schwaig

Im Vorwort der ersten Ausgabe der „Zeitung für Feuerlöschwesen“ vom 01. Januar 1868 war zu lesen:

„Die fortgesetzten größeren Brände haben neuerdings wieder überall und insbesondere in unserem Heimatlande Bayern die Aufmerksamkeit in erhöhtem Maße auf das Feuerlöschwesen gerichtet. Behörden und Gemeinden wirken zusammen, um dasselbe einer gründlichen Prüfung und Besserung zu unterziehen, ebenso werden durch die Opferwilligkeit wackerer Männer viele neue Feuerwehren gebildet.“

So versammelten sich in Schwaig am 27. Februar 1876

  • Konrad Beugler, Landwirt, Malmsbach
  • Leonhard Költsch, Zimmermann, Malmsbach
  • Johann Sturm, Landwirt, Malmsbach
  • Johann Völkel, Landwirt, Mittelbüg
  • Johann Grießmeier, Zimmermann, Schwaig

im Gasthof „Roter Löwe“ zu Malmsbach und gründeten die Freiwillige Feuerwehr Schwaig-Malmsbach.

Die fünf Gründer blieben nicht lange unter sich, denn schon bald schlossen sich ihnen weitere Kameraden an, die voller Freude und Begeisterung an die Arbeit gingen. Schon bald wurde die erste Anschaffung getätigt: eine Handdruckspritze mit einer Vielzahl an Schläuchen. So konnte im Einsatz eine Brandbekämpfung schneller und effektiver erfolgen.

Als sie 1901 ihr 25-jähriges Bestehen feierte, hatte die Schwaiger Wehr schon einen hohen Bekanntheitsgrad und mit Zunahme der Bevölkerung wuchs auch die Zahl der Mitglieder. 1912 wurde durch die Gemeinde eine fahrbare Schiebeleiter angeschafft, die für die Brandbekämpfung nötig war.

Aus dem folgenden Ersten Weltkrieg (1914-1918) kehrten zehn Kameraden nicht mehr zurück. Diejenigen, die heimkehrten, führten zusammen mit den alten Getreuen das Werk fort. Unter ihnen waren der bewährte Vorstand Hans Zänger und der neue Kommandant Johann Prögel, die 1926 auch das 50-jährige Jubiläum mit Fahnenweihe ausrichteten.

Zehn Jahre später, 1936, erwarb die Gemeinde die erste Motorspritze für ihre Wehr. Eine weitere wurde 1940 für die Aufgaben im Rahmen des Luftschutzes zur Verfügung gestellt. Es musste nicht lange gewartet werden, bis die Anschaffung ihre Notwendigkeit unter Beweis stellen konnte, denn bei vielen Luftangriffen, die die Stadt Nürnberg und ihre Umgebung trafen, war die Feuerwehr Schwaig im Einsatz. Tage und Nächte hindurch halfen die Männer wo sie nur konnten - unermüdlich und ohne Schonung.

Nach dem Zweiten Weltkrieg begann Kommandant Jakob Eschenbacher im Auftrag des Landrates und des Bürgermeisters, die Feuerwehr neu aufzubauen. Junge Kameraden fanden den Weg in die traditionsreiche Gemeinschaft und ließen diese wieder aufleben. In der Zeit der größten wirtschaftlichen Not der Nachkriegszeit übergab 1946 das Ehrenmitglied Heinrich Murmann eine dritte Motorspritze als Geschenk an die Feuerwehr. Wenige Jahre später, 1951, feierte die Wehr unter bewährter Führung des Kommandanten Konrad Karg und des Vorstandes Hans Grießmeier das 75-jährige Gründungsfest.

In den 1950er Jahren erfolgte in Schwaig die Ansiedlung kleinerer und mittlerer Gewerbebetriebe. Dies machte es erforderlich, dass auch die Ausbildung und die Gerätschaften an die neuen Anforderungen angepasst werden mussten.

Das Gerätehaus am Oberen Röthelweg musste umgebaut und erweitert werden. Dies war unter anderem notwendig geworden, da die Gemeinde 1960 das erste Löschfahrzeug, ein LF 8 / Opel Blitz, angeschafft hatte. Das Fahrzeug bot Platz für neun Feuerwehrmänner und die erforderlichen Gerätschaften. Die folgenden Jahre zeigten, dass dieses Fahrzeug allein nicht ausreichte, um die ständig gestiegenen Anforderungen bewältigen zu können. Deshalb wurde 1967 ein zweites Fahrzeug, ein Tanklöschfahrzeug TLF 16, angeschafft.

Die 1960er Jahre hindurch erfuhr die Industrie in der Gemeinde Schwaig einen großen Aufschwung, es wurden hohe Wohngebäude errichtet und der Straßenverkehr mit Tankfahrzeugen der Mineralöl- und chemischen Industrie nahm stetig zu. Dadurch ergaben sich erneut erhöhte Anforderungen an Ausbildung und Gerät der Feuerwehr. So wurden 1970  eine Kraftdrehleiter mit 30m Steighöhe und ein Kommandowagen beschafft.

Das Gerätehaus war für die neuen Fahrzeuge und Gerätschaften inzwischen viel zu klein geworden. Deshalb wurde ein Neubau in der Bauhofstraße geplant, in den 1973 eingezogen werden konnte.

1975 wurde der Feuerwehr Schwaig auch der Einsatzdienst auf Bundesautobahnabschnitten übertragen und auch innerhalb der Gemeinde nahmen die technischen Hilfeleistungen immer mehr zu. Im gleichen Jahr wurde das fünfte Fahrzeug, ein Löschgruppenfahrzeug LF 16-TS mit Geräten für technische Hilfeleistungen, beschafft.

Das Einsatzspektrum hatte sich wesentlich geändert. War die Feuerwehr bis zu diesem Zeitpunkt nahezu ausschließlich für die Brandbekämpfung ausgerichtet, galt es nunmehr, die Mannschaft zügig an die neuen Herausforderungen heranzuführen und auszubilden. In diese Zeit fiel auch die Feier des 100-jährigen Bestehens, welche unter der Führung des Kommandanten Georg Roth und dem 1. Vorsitzenden Hermann Trübenbach vom 28.-30. Mai 1976 begangen wurde. Es war das erste große Fest, das die neue Einheitsgemeinde Schwaig begehen durfte, denn erst kurz zuvor hatten sich die vormals selbständigen Gemeinden Schwaig und Behringersdorf zusammengeschlossen. So war es auch selbstverständlich, dass die FF Behringersdorf mit allen Fahrzeugen und Aktiven an einer großen Schauübung am Bahnhofsplatz teilnahm. Der Festkommers mit Ansprachen, Ehrungen und Würdigungen, der große bunte Abend mit einem Programm, das die Menschen im großen Festzelt begeisterte und der lange Festzug mit 60 Vereinen und Musikkapellen durch Malmsbach und Schwaig, waren ein großer Erfolg.

Der Ausbau Bundesautobahn A3 auf sechs Fahrspuren brachte ab 1977 nicht nur einen schnelleren Verkehrsfluss, es ereigneten sich leider auch viele schwere Verkehrsunfälle, die die Wehrmännern oft an ihre physischen und psychischen Grenzen brachten. Innerhalb von nur sieben Monaten forderten Unfälle zwischen dem Autobahnkreuz Nürnberg und der Anschlussstelle Behringersdorf 11 Tote und 45, meist schwerverletzte, Personen. Auch in den Folgejahren ereigneten sich weitere, schwere Verkehrsunfälle und dies nicht nur auf "unseren" Autobahnkilometern, weshalb der Landkreis 6 Rüstwagen RW 2 anschaffte, vier davon wurden 1979 an Röthenbach, Altdorf, Feucht und Hersbruck ausgeliefert, zwei weitere im Jahr 1980 an die Stadt Lauf und an die Gemeinde Schwaig.

Die stark ansteigenden Einsatzzahlen machten es schließlich auch erforderlich, die so genannte „stille Alarmierung“ einzuführen. Es war der Bevölkerung nicht mehr zuzumuten, dass mehrmals pro Woche - meist zur Nachtzeit – zur Alarmierung die Sirenen heulten. Jeder aktive Feuerwehrmann erhielt nun einen so genannten Funkmeldeempfänger, der von der Polizeiinspektion Lauf im Ernstfall ausgelöst wurde.

Eine moderne Feuerwehr mit einer derart modernen Ausrüstung faszinierte auch die Jugendlichen in der Gemeinde. So wurde 1981 offiziell eine Jugendgruppe gegründet. 13 Jugendliche zwischen 14 und 16 Jahren wurden von Jugendwart Heinz-Alfred Dassow zu vollwertigen Feuerwehrmännern ausgebildet. Im gleichen Jahr erhielt die Wehr außergewöhnlichen Zuwachs - eine Gruppe Rettungshundeführer schloss sich an. Bei mehreren Übungen und Einsätzen konnten Hundeführer mit ihren Hunden ihr Können unter Beweis stellen. Leider musste diese beliebte Gruppe nach acht aktiven Jahren den Dienst aus beruflichen Gründen einstellen.

1988 wurden das Tanklöschfahrzeug TLF 16 und der Einsatzleitwagen durch zwei neue Fahrzeuge, ein TLF 16/25 und einen VW LT 28 ersetzt. Die Fahrzeuge waren 20 bzw. 17 Jahre im Einsatz gewesen. Mit dabei bei der Fahrzeugweihe war das neu aufgebaute LF 16-TS.

1990 übernahm Brandmeister Walter Görg das Amt des Kommandanten, als der bisherige Amtsinhaber Oberbrandmeister Georg Roth nach 17-jähriger Dienstzeit als Kommandant aus beruflichen Gründen nicht mehr zur Verfügung stand.

Der November 1991 war für die Schwaiger Wehrmänner ein Jubelmonat - die neue Drehleiter DLK 23/12 war eingetroffen und die „Alte“ ging nach fast 22 Dienstjahren in den wohlverdienten Ruhestand. Dieses neue Fahrzeug war zum Zeitpunkt der Auslieferung die modernste Drehleiter Bayerns und erforderte aufgrund der modernen, computergestützten Technik zahlreiche zusätzliche Übungsstunden.

Im Januar 1996 wurde Heinz-Alfred Dassow neuer Kommandant.

Um für das breiter gewordene Einsatzspektrum gerüstet zu sein, wurde das 1975 beschaffte LF 16-TS im Jahr 1999 durch ein neues, modernes LF 16/12 ersetzt. Dieses Fahrzeug war mit einem Löschwasserbehälter mit 1.600 Litern Inhalt, einem hydraulischen Rettungssatz bestehend aus Schere, Spreizer und Rettungszylindern, einem Sprungretter, der in wenigen Sekunden einsatzbereit ist, sowie mit vielen anderen Geräten, ausgestattet und ist dank guter Wartung und Pflege im Jahr 2020 noch immer im Einsatz.

Im gleichen Jahr stellte die Gemeinde Schwaig der Feuerwehr eine frei gewordene Wohnung im Gerätehaus zu Verfügung. Die Räumlichkeiten wurden durch nur wenige Umbauarbeiten zu Räumen für die Jugendgruppe, einer Funkwerkstatt und einer neuen Einsatzzentrale umgebaut.

2004 wurde das Mehrzweckfahrzeug VW LT 28 durch einen Mercedes Sprinter ersetzt, der -  mit mehr Raumhöhe ausgestattet - auch als Einsatzleitfahrzeug genutzt wurde. Seit 2019 wird das Fahrzeug auch als Vorwarner bei Verkehrsunfällen auf den Bundesautobahnen eingesetzt.

Nach mehr als 11 Jahren Amtszeit des Kommandanten Heinz-Alfred Dassow wurde Thomas Wittmann 2007 zum Kommandanten gewählt. Beim Festakt wurde gleichzeitig auch der neue Rüstwagen übergeben. Das neue Fahrzeug ersetzte den älteren RW 2 aus dem Jahr 1982 und ist überwiegend mit technischem Gerät neuester Generation ausgestattet. Eine fest installierte Seilwinde ermöglicht auch eine rückwärtige Zugrichtung. Daneben werden Gerätschaften für Gefahrguteinsätze oder Unfälle auf Baustellen mitgeführt.

Im Jahr 2012 wurde das Tanklöschfahrzeug TLF 16/25 durch ein neues Löschgruppenfahrzeug LF 20 mit moderner, computergestützter Bedienung der Pumpentechnik ersetzt. Die Ausleuchtung von Einsatzstellen über den Lichtmast ist mit diesem Fahrzeug ohne Einsatz eines Stromerzeugers möglich.

Das Jahr 2015 stand ganz im Zeichen der Fahrzeugübergabe einer neuen Drehleiter, eines Gerätewagens-Logistik und eines Verkehrssicherungsanhängers.

Die neue Drehleiter DLA K 23/12 zeichnet sich durch eine deutliche Erweiterung der Einsatzmöglichkeiten aus. Durch ein Gelenkteil im obersten Leiterteil können nun weitere Leiterbewegungen durchgeführt werden. Dies ist insbesondere für die Personenrettung und Ansteuern von Dachschrägen von Vorteil.

Der Gerätewagen (GW/L1) ist ein Versorgungsfahrzeug und über eine Ladebordwand schnell mit Rollcontainern für spezielle Einsatzzwecke wie Ölunfälle, Sturmschäden oder  Hochwassereinsätzen bestückbar, d.h. die Beladung kann dem Einsatzzweck angepasst werden.

Das Fahrzeug ist auch Zugfahrzeug für den neuen Verkehrssicherungsanhänger (VSA). Dieser dient der Absicherung von Einsatzstellen und der Sicherheit der dort eingesetzten Einsatzkräfte.

Die neuen Fahrzeuge machten eine Erweiterung des Gerätehauses um zwei Stellplätze erforderlich. Die umfangreichen Einsatzaufgaben erfordern das Vorhalten von Gerätschaften und Material mit entsprechendem Platzbedarf, weshalb im neuen Anbau ein Regalsystem mit drei Ebenen geschaffen wurde, von dem die bestückten Gitterboxen mittels Hubstapler ein- und ausgelagert werden können.

Ebenso wurden zeitgemäße Umkleiden notwendig. Auch wurden zusätzlich neue Herren- und Damenumkleiden mit Duschen, ein Gerätewartbüro, und Toilettenanlagen geschaffen. Diese Erweiterung war eine weitere, wichtige Entwicklung für die Feuerwehr.

2018/2019 wurde im gesamten Landkreis der Sprechfunk auf „digital“ umgestellt, weshalb alle in unseren Fahrzeugen verbauten und auch alle Handsprechfunkgeräte ausgetauscht werden mussten.

Unabhängig von der Digitalisierung werden seit 2019 alle aktiven Kameradinnen und Kameraden auch zusätzlich via Smartphone alarmiert – in Echtzeit zeigen große Monitore im Gerätehaus die aktuelle Verfügbarkeit aller Ehrenamtlichen an, sodass im Bedarfsfall noch schneller entschieden werden kann, ob gegebenenfalls weitere Kräfte alarmiert werden müssen. Im Alarmfall zeigen die Monitore auch Details zu Lage und Örtlichkeit der Einsatzstelle an und geben Information welche Fahrzeuge nach der Alarm- und Ausrückeordnung ausrücken müssen.

2019 wurde mit dem Kommandowagen (KdoW), einem VW Tiguan Allspace ein neues Führungsfahrzeug beschafft. Mit diesem Kommandowagen kann der Einsatzleiter schnell die Einsatz- und Schadenslage erkunden, um nachrückende Fahrzeuge oder Feuerwehren optimal einzusetzen. Auch erlaubt es das Fahrzeug dem Einsatzleiter bei mehreren Schadensorten flexibel und schnell den Standort zu wechseln. Der KdoW dient zusätzlich auch als First-Responder-Fahrzeug und ist dementsprechend mit Notfallrucksack und AED ausgestattet.

Im Jahr 2020 besteht der Fuhrpark der Feuerwehr Schwaig somit aus:

96/10/1 KdoW Kommandowagen
96/11/1 MZF Mehrzweckfahrzeug
96/30/1 DLA K 23/12 Drehleiter
96/40/1 LF 16/12 Löschgruppenfahrzeug
96/41/1 LF 20 Löschgruppenfahrzeug
96/55/1 GW-L1 Gerätewagen-Logistik
96/61/1 RW Rüstwagen
(Funkrufname / Kurz-/Langbezeichnung)

sowie den Anhängern

VSA Verkehrssicherungsanhänger
und einem Anhänger mit einem Schnelleinsatzzelt

Stand: 03.03.2020
Überarbeitung / Aktualisierung: Jörg Fröber, Klaus Sailer, Thomas Wittmann